Ganz besondere Sorten von A bis Z

Gala, Williams Christ oder Chiquitita -was wir im Supermarkt bekommen schmeckt, aber wer auf den ganz besonderen Genuss setzen will - abseits vom Mainstream - sollte zu den besonderen Sorten greifen. Die Initiative Slowfood hat in ihrer Liste „Arche Passagiere” gefährdete Arten von Gemüse bis zum Fleisch gelistet, wovon wir Euch ein paar tolle vorstellen wollen.

A - Ahrtaler Köksje

Trocken- und Körnerbohnensorten sind in Deutschland eine kleine Seltenheit. Das Ahrtaler Köksje aus dem Raum Köln-Bonner Raum gehört ebenfalls dazu. Statt wie die meisten kultivierten Stangenbohnen als Hülse in Suppe, Salat oder als Eintopfsbohne zu enden, wird diese Sorte zur kräftigen Suppengrundlage genutzt. In Deutschland geraten Trockenbohnen immer mehr in Vergessenheit, während paradoxerweise weltweit ihre Produktion steigt. B - Bamberger Hörnla Diese alte Kartoffelsorte aus dem fränkischen Raum wurde 2008 zur „Kartoffel des Jahres” gewählt und wurde bereits 1819 in der ersten deutschen Kartoffelmonographie erwähnt. Die Knollen sind typischerweise dünn, fingerlang und eher klein. Ihre Besonderheit ist der leicht nussige Geschmack und die feste Konsistenz. Da sas Bamberger Hörnla nie züchterisch bearbeitet wurde, wird es bevorzugt von Schädlingen und Krankheiten heimgesucht. Dadurch erweist sich die Kultivierung unter konventionellen Bedingungen als unwirtschaftlich.

 

Oberelcker entdeckt verschollene Sorten

 

C - Champagner

Bratbirne Die Champagner Bratbirne findet man heute nur noch entlang des Albtraufs in Baden-Württemberg an. Die Birnbaumriesen sind schon oft über 100 Jahre alt und gehören zu den traditionellen Streuobstgewächsen. Die Birne wird gerne zu Schaumwein verarbeitet und ist regionaler Exportschlager aus Württemberg.

 

E - Ermstäler Knorpelkirsche

Aus der Neckar-Alb kommt eine weitere gefährdete Obstsorte. Die Ermstäler Knorpelkirsche ist eine lokale Süßkirschsorte und dort auch unter dem Namen Herzkirsche bekannt. Wegen ihres intensiven Aromas und hohen Zuckergehalts werden die Ermstäler Knorpelkirschen zu allerlei möglichen kulinarischen Geschmackserlebnissen verarbeitet - von Saft und Likören bis hin zu Marmelade und Kirschbrötchen. Leider entspricht die Größe der Ermstäler Knorpelkirschen heute nicht mehr den Vermarktungsnormen, weshalb sie für Kirschanbauer unrentabel geworden ist.

 

Oberlecker geht auf Entdeckung

 

F - Forellenschluss

Forellenschluss hat nichts mit Fisch, sondern vielmehr mit Salat zu tun. Der irreführende Name gedeiht nicht im Wasser, sondern auf dem Lande. Der Forellenschluss ist dabei eine besonders frühe Sorte der Romana-Salate und Bindesalate. Der Ursalat, wie er gerne genannt wird, besitzt süße Blattrippen und kann als Schnittsalat oder als ganzer Kopf geerntet werden. Das erste Mal wurde diese Sorte bereits 1861 erwähnt.

 

G - Glanrind

In Rheinland-Pfalz liegt die Heimat des Glanrindes, wo sich heute noch die Hälfte des Bestandes antreffen lässt. Die Zucht dieser Rasse lässt sich bis in das 18. Jahrhundert zurückverfolgen, in welchem der Herzog Christian IV. von Pfalz-Zweibrücken mit seiner Körverordnung vom 12.09.1773 den Grundstein zur heutigen Glanviehzucht legte. In den späten sechziger Jahren des 20. Jahrhunderts fand die Zucht durch die fortschreitende Technisierung vorerst ein Ende, da die Rasse der immer mehr steigende Mengenproduktion nicht standhalten konnte. Daher wird das Rind mittlerweile extrem gefährdet eingestuft.

 

H - Höri Bülle

Ganz tief im Süden - auf der Bodensee-Halbinsel Höri - lässt sich diese rote Speisezwiebel antreffen. Die Außenhaut der Höri Bülle hat eine eher helle rotbraune Färbung, die im Gegensatz zu anderen roten Sorten beim Aufschneiden nicht abfärbt. Diese Zwiebel zeichnet sich durch das zarte Aroma und eine milde, nicht aufdringliche Schärfe aus, weshalb sie auch roh hervorragend schmeckt.

 

I - Ismaninger Kraut

Bei dem Ismaninger Kraut handelt es sich um eine besondere Weißkraut-Variante, die traditionell seit Jahrhunderten in Ismaning und Umgebung angebaut wird. Das Weißkraut unterscheidet sich in Größe und Gewicht von den gängigen Sorten. Es zeichnet sich durch seine flachrunde Form, seinen langen Strunk, seinen lockeren Kopf und einen mild-süßen Geschmack aus und eignet sich daher sowohl zur Sauer- und Bairisch-Kraut-Herstellung als auch für Kohlrouladen und Krautsalat.

BILD: https://www.pexels.com/de/foto/lebensmittel-wasser-sommer-textur-134877/ J -

Jakob-Fischer-Apfel

Wie im Märchen beginnt diese Geschichte. 1903 fand der Landwirt Jakob Fischer im Wald einen Zufallssämling und hat ihn bei seinem Hof eingepflanzt. Von diesem Baum, der mittlerweile als Naturdenkmal immer noch an seinem Platz steht, stammt die Apfelsorte „Schöner vom Oberland”, die gemeinhin als Jakob-Fischer-Apfel bekannt ist. Die Obstbäume erweisen sich als robust und frosthart, tragen früh, regelmäßig und reichhaltig und können schon meist Anfang September abgeerntet werden. Die Äpfel duften stark, haben eine unregelmäßige und grobkantige Oberfläche, erscheinen hellgelb bis leuchtend rot und sind oft blau-violett bereift. Der Jakob-Fischer-Apfel zählt mittlerweile zu den gefährdeten Sorten, da zum einen Streuobstwiesen Neubausiedlungen und Gewerbegebieten weichen mussten und zum anderen die Flächennutzung in der Landwirtschaft vermehrt zur Biogaserzeugung gebraucht wurde. Heute wird die Zahl der Bäume in den Landschaften um die Städte Biberach, Memmingen, Ravensburg und Ulm auf weniger als 500 geschätzt.

 

K - Kleine Rheinländerin

Klein und rund geht es bei der kleinen Rheinländerin zu. Die Erbse ist eine robuste, früh reifende und nun bewährte alte Gemüseerbsensorte für den Kleingarten- und Selbstversorgungsanbau. Obwohl diese Sorte vielseitig verwertbar ist, werden die kleinen Körner am liebsten frisch und roh verzehrt.

 

L - Lausitzer Nelkenapfel

Auch in Sachsen können gefährdete Sorten angetroffen werden. Der Lausitzer Nelkenapfel gehört u.a. dazu. Die lokale, alte Apfelsorte ist mindestens seit Mitte des 18. Jahrhunderts im Gebiet der Oberlausitz bekannt. Die Ansprüche der Obstbäume sind sehr gering, weshalb sie problemlos im schwierigen Terrain des Lausitzer Berglandes wachsen können. Auch heute noch prägen die Obstbäume das Landschaftsbild. Die Äpfel werden bevorzugt als Tafel- und Wirtschaftsäpfel benutzt. Da in der DDR viele Streuobstwiesen nicht bewirtschaftet wurden, der Kohleanbau unterstützt und die Größe der Äpfel die wirtschaftliche Vermarktung erschwert, gehört der Lausitzer Nelkenapfel mittlerweile zu den gefährdeten Sorten.

BILD: https://www.pexels.com/de/foto/apfel-ernte-essen-fruchte-144245/

M - Musmehl

Musmehl ist vor allem auf der Schwäbischen Alb bekannt. Das Mehl wird traditionell aus den ganzen Körnern des Dinkels gemahlen und diente als Grundlage für den Schwarzen Brei, welcher zur Hauptnahrung in diesem Gebiet zählte. Dabei geht die Herstellung des Schwarzen Breis bis mindestens in das Jahr 1540 zurück. Heute ist es leider zu einem nahezu in Vergessenheit geratenes regionaltypisches Nahrungsmittel avanciert.

 

N - Nieheimer Käse

Der Sauermilchkäse aus Kuhmilch ist eine regionale Spezialität aus Nieheim im Kreis Höxter (Ostwestfalen-Lippe). Der Nieheimer Käse wurde vermutlich bereits im 19. Jahrhundert in einzelnen Hauskäsereien hergestellt - die älteste Quelle stammt aus dem Jahr 1858. Er wird nach einem traditionellen Rezept hergestellt. Dabei wird fettarmer Sauermilchquark genommen und fein gemahlen bzw. geklopft. Nach einer drei- bis fünftägigen Reifung wird der Käse mit Salz, Kümmel und Wasser zu Handkäse verarbeitet. Der Nieheimer Käse war ausschlaggebend für die Gründung des Deutschen Käsemarktes. Dabei werden handwerklich erzeugter Käse aus der Region und ganz Europa ausgestellt und präsentiert. Alle zwei Jahre kann man sich am ersten Wochenende im September einfach käsig verwöhnen lassen.

BILD: https://www.pexels.com/de/foto/alt-drinnen-essen-hart-277276/

O - Ostheimer Leberkäs

Der Ostheimer Leberkäs gehört zu den lokalen Spezialitäten aus Unterfranken und ist entgegengesetzt zu den Leber- und Fleischkäsen aus dem bayrischen Raum eine Terrine mit französischen Ursprung. Ein Metzger aus der Stadt Ostheim vor der Rhön brachte die Idee aus Frankreich mit, wo er diese Art der Herstellung schätzen lernte. Das Geheimnis um die Herstellung dieses Leberkäs ist ein wohlgehütetes Geheimnis in Ostheim und wird von Metzger zu Metzger weitergegeben. Heute haben nur noch drei Metzgereien in Ostheim das Know-How zur Herstellung. R - Rhönschaf Das Rhönschaf ist nicht nur irgendein Schaf, sondern vielmehr ein Schaf mit Tradition. Es gehört zu den ältesten deutschen Schafrassen Deutschlands und ist mindestens seit dem 16. Jahrhundert im Mittelgebirge der Rhön verbreitet. Daher ist es perfekt an die dortigen, rauen Bedingungen angepasst. Berühmtheit erlangte das Schaf durch einen kleinen, aber weltbekannten Mann. Napoleon war bei seinem Rückzug 1813 ganz begeistert vom wohlschmeckenden Fleisch, dass er es nach Paris importierte. Heute ist das Schaf vom Aussterben bedroht, da es in der Landwirtshaft durch profitablere bei intensiver Haltung gab.

 

S - Schwäbischer Dickkopf-Landweizen

Die schwäbische Küche lebt von Back- und Teigwaren. Besonders Dinkel und Weizen waren gern gesehen Körner in der Küche. Eine Besonderheit der Region waren jene Sorten, welche durch Kreuzungen von Dickkopfweizen und Dinkelsorten zustande kamen. Seit den 1880er Jahren prägen diese Dickkopfgewächse das Erntebild. Der Dickkopf-Landweizen besitzt eine hervorragende Backqualität und zudem ein hohen Proteingehalt. Er ist relativ anspruchslos, robust und sehr winterfest in der Wirtschaft, wodurch er sich gut für den ökologischen und integrierten Anbau eignet. Allerdings ist der Anbau unter heutigen Bedingungen kaum noch rentabel, wodurch auch dieser Weizen als gefährdet gilt.

BILD: https://www.pexels.com/de/foto/sonnenuntergang-feld-sonnenaufganglandwirtschaft-5980/

T - Tauberschwarz

Beim Tauberschwarz handelt es sich um eine Rebsorte aus dem Tauber- und Vorbachtal im Weinbaugebiet Tauberfranken. Seit dem 16. Jahrhundert wird sie dort angebaut und zu Weinen verarbeitet. Die Rebe hat eine grün-rötliche, kahle Triebspitze und mittelgroße Blätter. Die runde, mittelgroße, lockerbeerige Traube hat rundliche, dunkelblaue Beeren, die allerdings dünnhäutig sind und daher zum Aufplatzen und zur Fäulnis neigen.

 

W - Wassenberger Sämling

Bei dem Wassenberger Sämling handelt es sich um einen Pfirsich aus dem Rheinland. Der Legende nach hat eine Baronesse einige Pfirsichsteine aus Italien mitgebracht und dann am Wasserschloss Elsum beim Städtchen Wassenberg gepflanzt. Der Wassenberger Sämling ist eine langlebige Pfirsichsorte, die sich besonders für lockere, sandige Böden eignet. Das grünlich weiße Fruchtfleisch, welches zum Fruchtstein dunkel gerötet erscheint, schmeckt säuerlich und herb. Das weniger Pfirsiche dieser Sorte existieren liegt zum einen an dem Untergang der Einmach- und Marmeladenkultur und zum anderen an dem hohen Risiko im gewerblichen Anbau, das diese Sorte trägt. Der Obstbaum trägt unzuverlässig und ist als Frühblüher oftmals Opfer später Fröste. Deshalb zündeten Bauern früher sogar Feuer um die Bäume an, wenn es kalt wurde.

 

Wir hoffen Euch einen kleinen und spannenden Einblick in die Welt der vergessenen und gefährdeten Sorten in Deutschland geben zu können.