Der etwas andere Oberlecker Kurztrip

Kulinarisch durch Europa Teil 3: Inselgenuss

Back to the Island! Raue See, wunderschöne Natur. Die Inseln im Nordwesten Europas können überzeugen - und kulinarisch haben sie allerhand Überraschungen parat. Heute Island, Irland und die Shetland Inseln.

Oberlecker 4 Uhr Magazin Kulinarischer Reiseführer Teil 3

 

 

Island

Feinschmecker rümpfen die Nase und auch „Normalos” haben am Anfang en bisschen zu kämpfen, denn die isländische Küche gilt nicht als das Paradies für den exquisiten Gaumen. Viele Gerichte gelten unter Gourmets sogar als eklig und grässlich und in der Tat findet man isländische Spezialitäten vor, die mehr als gewöhnungsbedürftig sind. 
 


Feinschmecker rümpfen die Nase und auch „Normalos” haben am Anfang en bisschen zu kämpfen, denn die isländische Küche gilt nicht als das Paradies für den exquisiten Gaumen.

Wer sich dem rauen und unberührten Charme Islands aussetzen möchte, kann nicht nur Geysire bestaunen und öde Landschaften durchwandern, sondern auch in den Genuss von Grönlandhai und Schafskopf kommen. Hákarl und Svíð sind echte Spezialitäten, ohne die man als echter Islandtourist nicht herumkommen kann. Der Ammoniakgeruch des Hais und die Augäpfel des Schafskopf sind dabei das i-Tüpfelchen Eurer Reise. Aufgrund seiner geografischen Lage war Island lange abgeschottet. Handelsschiffe verirrten sich kaum in das eisige Nordmeer und Lebensmittel waren knapp. Aus der Not eine Tugend machend konservierten die Isländer das Wenige, das ihnen zur Verfügung stand. Auch Gewürze waren praktisch unbekannt. Ab dem Zweiten Weltkrieg und mit dem Aufkommen neuer und schneller Transportmittel änderte sich das Bild der isländischen Küche schlagartig. Einheimische Zutaten, wie Fisch und Meeresfrüchte, Beeren und Rentier, wurden mit importieren Obst, Gemüse und Gewürzen neu kombiniert. Allerdings standen die Isländer nun vor einem neuen Problem: es fehlte an Wörtern für die unbekannten Produkte. Somit wurden schnell und ohne Umwege neue Vokabeln kreiert. Brokkoli heißt Spargekohl (pergilkál), Eisbergsalat Gletschersalat (jöklasalat) und Avocado wird Lorbeerbirne (lárpera) genannt.

 

Irland

Im Land der Kobolde, Regenbögen und Goldtöpfe weiß man, wie man auftischen kann - und zwar rustikal und einfach. Hauptzutaten der traditionellen irischen Küche sind Kohl und Kartoffeln, die zu sogenannten Stews (Eintöpfen) verkocht werden. Vor allem das Irish Stew (Eintopf aus Kohl, Kartoffeln und Hammelfleisch) konnte sich über die Landesgrenze hinaus einen Namen in der Weltküche machen. Die Vorliebe zu den Erdfrüchten wurde den Iren im 19. Jahrhundert jedoch fast zum Verhängnis und ging als eines der dunkelsten Kapitel in die irische Geschichte ein, da die Braunfäule fast die gesamte Kartoffelernte zwischen 1845 und 1851 vernichtete. In der darauffolgenden Hungersnot - als „The Great Famine” in die Geschichte eingegangen - starben auf tragische Art und Weise 1,5 Millionen Menschen. Genau so viele wanderten aus, hauptsächlich nach Amerika. Doch heute gehören Irland und seine Küche wieder zur Top-Elite der Weltküchen. Neben Hammel und Lamm, die zu Pies (Fleischpasteten) verarbeitet werden, wird sich gerne aus dem rauen Atlantik bedient. Hering, Austern, Venusmuscheln, Jakobsmuscheln, Hummer und Krabben werde gerne und oft aufgetischt. Eine besondere Delikatesse ist Lachs. Gegrillt, gebraten, pochiert oder geräuchert erfreut er sich größter Beliebtheit. Weitere Delikatessen, um die eine Irland-Backpacker nicht herum kommt ist Soda Bread (Vollkornbrot mit Buttermilch und Soda) und Corned Beef mit Weißkohl.

Oberlecker Irland liebt Frühstück

 

Frühstück gehört für die Iren zum Leben dazu, wie für Andere die Luft zum Atmen. Ein reichhaltiges Frühstück ist daher obligatorisch und lässt jeden Frühstücksliebhaber in Verzückung geraten. Rashers of Bacon (Gebratene Speckstreifen), Black Pudding (gebratene Blutwurst), Würstchen, Eier, Bratkartoffeln und gedämpfte Tomaten werden nicht nach einem heftigen Kater serviert, sondern zu einem „normalen” Irish Breakfast. Brot, Marmeladen, Orangensaft und Schwarztee runden das traditionelle Frühstück ab. Dann Guten Appetit!

 

Shetland Inseln

Den nördlichsten Punkt Großbritanniens bilden die Shetland Inseln, die vor allem wohl für ihr niedliches kleines Shetland-Pony bekannt sind. Doch Shetland kann nicht nur in Pferde, es kann auch in Geschmack! Die Inselgruppe besteht aus über 100 Inseln, wovon gerade einmal 15 bewohnt sind. Obwohl sie heute Teil Großbritanniens sind, gehörten die Shetland Inseln 650 Jahre lang zu Skandinavien, was auch die Kultur und Küchentradition nachhaltig prägte. Schmackhaft und einfach präsentiert sich die Inselküche und überzeugt dabei mit ihrer Rezeptvielfalt für Fisch und Meeresfrüchte. Auch Hammel und Lamm gehören zu den Grundzutaten der Shetland-Küche, wobei sich das Lammfleisch darüber hinaus durch seinen delikaten, leicht salzigen Geschmack auszeichnet, bedingt durch die Meeresalgen, die die Lämmer fressen und die frische Meeresluft. Das Nationalgericht der Shetland Inseln heißt Reestit Mutton und ist eine eingesalzene und getrocknete Hammelhachse, die hauptsächlich in Suppen verwendet wird. Doch man kann hoch im Norden nicht nur fein schmecken, sondern auch fein trinken. Mit der Valhalla-Brewery besitzt die kleine Inselgruppe die nördlichste Brauerei Großbritanniens und die Blackwood Distillery auf dem 60. Breitengrad ist die nördlichste Whisky-Destillery Schottlands und konnte die Lücke der Scotch-Whisky-Landkarte füllen. Nun besitzt Schottland in all seinen Regionen mindestens eine Whisky-Destillery. Dann Prost!

Oberlecker 4 Uhr Magazin Kulinarischer Reiseführer Schottland