Der etwas andere Oberlecker Kurztrip Teil 2
Kulinarisch durch Europa Teil 2: Osteuropa
Es geht für uns Richtung Osten! Vom Balkan bis zum Schwarzen Meer wollen wir in unserem zweiten Teil unseres Oberlecker-Kurztrips die etwas andere osteuropäische Küche präsentieren. Heute Albanien, Weißrussland, Ukraine und Moldawien.
Albanien
Willkommen auf dem Balkan! Albanien heißt alle herzlich Willkommen, die nichts gegen einen guten hausgebrannten Schnaps und eine deftige Mahlzeit einzuwenden haben. In der albanischen Küche werden zumeist die typischen Zutaten der Balkanküche zusammengemixt. Lamm, Schafkäse, Salat, Gemüse und Kartoffeln gibt es in Hülle und Fülle. Auch Trauben, Granatäpfel und Melonen sind in dem südosteuropäischen Land heimisch. Albanien besitzt sehr fruchtbare Ackerflächen. Dadurch konnten im Verlauf der Jahre viele unterschiedliche Zuchtformen erhalten werden, die in den anderen Gegenden des Balkans beinahe oder sogar ausgestorben sind.
Vielfalt und Ideenreichtum prägen daher die albanische Küche wie kaum eine zweite. In ihren Grundformen hat sich die albanische Küche der türkischen, griechischen und teils auch bulgarischen Küche bedient. So gehören Süßspeisen wie Baklava oder Qofte traditionell dazu. Auch zu den Hauptspeisen gehört die Kalorientabelle gut versteckt, denn es wird deftig aufgetischt. Fergese Tirane ist eine albanische Spezialität und besteht aus Leber, Eiern, Hüttenkäse und Knoblauch. Auch Byrek (ein Gericht aus Hackfleisch, Gemüse, Eiern, Käse und Blätterteig) und Koran (Ohridforelle aus dem Ohrit See) gehören zu der großen Bandbreite an Nationalgerichten. Dazu wird gerne das Nationalgetränk Albanien gereicht - der Raki. Der aus Weintrauben gebrannte Schnaps darf traditionell nicht fehlen und ist wesentlicher Bestandteil der Küchenkultur. Selbstgebrannte Schnäpse, selbstgegärte Rot- und Weißweine sowie selbstgebrautes Schwarzbier sind über das ganze Land hinweg zu finden. Als non-alkoholische Alternative kann man zum Boza greifen, ein Getränk aus Bulgur mit Wasser, Mehl, Zimt, Vanille und mit anderen Zutaten verfeinert.
Weißrussland
Прывітанне und Hallo aus Weißrussland. Hier ist die Kartoffel der Michael Jackson unter allem Gemüse. Mehr als 200 Rezepte rund um das gelbe Gold der Erde kennt die weißrussischen Küche. Sie wird als „zweites Brot” bezeichnet und sogar in Liedern und Geschichten verewigt.
Überhaupt greifen die Weißrussen gerne zum Gemüse. Karotten, Kohl, Rüben, schwarzer Rettich, Erbsen und Bohnen bilden die Grundlage der weißrussischen Küche. Getreide, wie Hafer, Roggen, Gerste und Buchweizen sowie Waldfrüchte, wie Pilze und Beeren runden es ab. Fleisch ist relativ selten anzufinden, da sich die arme Bevölkerung es sich früher kaum leisten konnte. Wurde doch einmal Fleisch aufgetischt, so handelte es sich meistens um Schweinefleisch und -speck. Süßwasserfische und -krebse aus den umliegenden Flüssen und Seen wurden ebenfalls gekocht oder gedünstet. Da der Sommer kurz und die Winter lang und hart sind, entwickelte sich die weißrussische Küche zu einer kompakten und effizienten Küche. Viele Lebensmittel werden konserviert und haltbar gemacht, Fleisch und Fisch werden getrocknet, gepökelt oder geräuchert. So stehen auch im tiefsten Winter nahezu alle Lebensmittel zur Verfügung. Wer in Weißrussland ist, wird um die sogenannten Blinis nicht herumkommen, die Pfannkuchen mit unterschiedlicher Dicke sind typisch für das osteuropäische Land. Auch die herzhaften Kartoffelpuffer Dranniki, die kalte Suppe aus Sauerampfer Haladnik oder Borschtsch gehören zum festen Speiseplan. Als Süßspeise ist vor allem der Babka bekannt, ein süßer Hefekuchen mit Rosinen und anderen Trockenfrüchten.
Ukraine
Vielfalt und Einfluss. So lässt sich die ukrainische Küche zusammenfassen. Sowohl russische als auch deutsche, türkische, polnische und ungarische Einflüsse lassen sich wiederfinden. Auch der Anteil altslawischer Gebräuche ist hoch, was die ukrainische Küche zu einer der vielfältigsten Europas macht. Sie ist sogar über ihre Landesgrenzen hinaus bekannt geworden. Durch ukrainische Einwanderer in die USA und nach Kanada sind Teile der Esskultur auch über dem großen Teich hinweg populär geworden. Leichte und kalorienarme Kost ist traditionell eher selten anzutreffen. Dagegen geht es auf dem Esstisch eher deftig zu. Vom typischen ukrainischen Gericht wird nämlich erwartet, dass es sättigend ist und für möglich viele Esser ausreicht. Ohne Mittag geht in der Ukraine gar nichts, denn es ist die Hauptmahlzeit und besteht zumeist aus einem dreigängigen Menü. Suppe, Hauptspeise und Dessert sind Energiespender für die zweite Tageshälfte. Borschtsch und Soljanaka gehören dabei zu den traditionsreichsten Gerichten.
Die ukrainische Küche ist ein Spiegelbild ihrer Menschen, der Kultur, des Lebensstil und der Sitten im Land. So wird beispielsweise in den ländlichen Regionen viel Wert auf einen hohen Energiegehalt des Fleisches gelegt. Zum Essen werden hauptsächlich Kvas, Uswar oder Kefir gereicht. Kvas ist ein kohlensäurehaltiges Getränk, welches aus Malz, Roggen und Wasser hergestellt wird, wohingegen Uswar aus getrockneten oder frischen Früchten gewonnen wird. Wer ein kleines „Verdäuerli” benötigt, kann zum Wodka greifen, der unter allen alkoholischen Getränken der am weitesten verbreitete ist.
Moldawien
Eine Küche im Wandel der Zeiten - so lässt sich die moldawische Küche am besten beschreiben. Da das Land am Westufer des Schwarzen Meeres gelegen war, war es früher vielen Einflüssen verschiedener Kulturen ausgesetzt. Sowohl die Hellenen und Waräger, die Griechen, Byzantiner und Türken als auch Russland und die Ukraine formten die Küche, die wir heute kennen. Dabei ist die moldawische Küche eng mit der rumänischen verwandt. Grundzutaten für viele Gerichte sind Mais und Schafskäse. Obwohl der Mais erst im 17. Jahrhundert nach Moldawien kam, gilt er bereits seit dem 18. Jahrhundert als wichtigste Grundlage vieler Nationalgerichte. Gründe dafür sind der fruchtbare Boden und das gemäßigt warme Klima, die den Wachstum der Pflanze bestmöglich fördern. So entstand das heutige Nationalgericht Mamalyga - ein Brei aus Maismehl, Salz und Wasser. Für Brote werden aber typischerweise Weizenmehl statt Maismehl verwendet. Die Moldawier mögen es auch gerne süß. Grundlage für Desserts und Süßspeisen ist meist ein dicklicher, ungeklärter und ungefilterter Traubensaft - so auch in Pelti, einer Konfitüre aus Beeren und Saft. Auch Nussnougat-Liebhaber werden auf ihre Kosten kommen, da Süßigkeiten und Gebäck in Hülle und Fülle vorhanden ist. Klima und Bodenbedingungen machen die moldawische Küche besonders vielfältig. So gedeihen Tomaten, Paprika, Auberginen und Kürbisse genauso gut wie Äpfel, Aprikosen, Kirschen, Pflaumen und Trauben. Vor allem für seine Trauben ist das kleine Land am Schwarzen Meer berühmt. Der moldawische Weiß- und Rotwein ist ein beliebtes Exportgut des kleinen Landes. Wer es gerne kräftiger im Geschmack mag, kann zu den moldauischen Schnäpsen Nistriju oder Doina greifen.
Seid auch nächste Woche wieder am Start. Dann gehen wir auf Entdeckungsreise durch Osteuropa.